Openmoko – Golem versucht zu testen testet.

Vorbemerkung: Diesen “Artikel” habe ich, nach dem sich js von Golem.de in den Kommentaren gemeldet hat, etwas “entschärft” – aus freien Stücken, wohlgemerkt. Das Ganze, was ich hier geschrieben habe, lässt sich wohl am Besten als “Hintergrundergänzung” zum Golem-Test beschreiben ;) .

Sorry Leute, jetzt wird es technisch. Golem.de hat das OpenMoko Neo FreeRunner getestet und auch wenn man sich wohl wirklich Mühe gegeben hat, der Test ist so nicht komplett. Da fehlt was: Nämlich das Verständnis für die Idee dahinter. Und ein ernstzunehmender Ausblick auf die Zukunft.

Vor OpenMoko gab es bekanntlich auch schon Linux auf Mobiltelefonen, der derzeit meines Erachtens bedauerlicherweise angeschlagene US-Hersteller Motorola hat da eine besondere Position mit seinen EZX und LJ/MOTOMAGX-Plattformen. Leider waren (und sind) für diese Geräte keine Erweiterungen über native Programme (sprich Non-J2ME) angedacht (keine offiziellen SDKs verfügbar, edit: Doch, seit heute gibt es eins für MOTOMAGX) – das es die mittlerweile dennoch gibt, ist der Verdienst einiger freier Entwickler, die SDKs entwickelt haben und Software portiert haben – mit großem Aufwand.

Die Enttäuschung in der Community war also relativ groß – zwar hat Motorola (auch nicht wirklich von sich aus) ein paar Sourcecodes freigegeben, aber das Interface ist nun mal QTopia-basiert – unter einer proprietären Lizenz – und der Kernel stammt (mindestens bei den Linux 2.4-EZX-Geräten) von Montavista – was nicht im geringsten schlecht für die Geräte ist, denn das Powermanagement und andere sonstige Problembereiche fallen nicht negativ auf . Aber “frei” im Sinne von Freier Software ist das Alles nicht.

Seit 2005 gibt es das OpenEZX-Projekt, welches an einem freien 2.6 Kernel für die EZX-Geräte arbeitet – eine großartige Sache, wie ich finde, auch wenn OpenEZX bislang auf keinem der Geräte, die es unterstützt wirklich im Alltagseinsatz nutzbar ist – was zeigt, wie schwer es ist, für Hardware, die nicht komplett spezifiziert ist, zu entwickeln. Aber nun zurück zu OpenMoko.

Die Idee, ein Gerät zu konzipieren und dies mit wirklich freier Software und möglichst freier Hardware ist eine verdammt Mutige. Das ist kein Kinderspiel, ich kann mich errinnern, wie lange es dauerte, bis feststand, welchen WLan-Chip der FreeRunner (damals Neo 1973 GTA02) denn bekommen würde.

Wenn es heißt, das der Neo FreeRunner bereit für den Massenmarkt sei, dann ist das eine Aussage, dass die Hardware keine allzugroßen Fehler mehr aufweist – denn große Anzahl an kleinen Designfehlern führte zu der großen Verzögerung des Gerätes. [Allerdings wird das seitens der Firma OpenMoko auch nicht vernünftig kommuniziert.] Die Software ist es wohl noch nicht, auch wenn ich gestern dieses Softwarereview gelesen habe, welches sagt, das man mittlerweile mit einem der zahlreichen Softwarestacks (außer QTopia, damit geht das wohl schon lange) wirklich vernünftig telefonieren kann – FSO.

Das sieht natürlich noch nicht toll aus, irgendjemand wird sich mal darum kümmern müssen, für QT, ETK und GTK-Apps ein Theme zu entwickeln, dass man nicht mehr die Unterschiede des Toolkits optisch sieht. Überhaupt muss da viel vereinheitlicht werden. Und das dauert – aber: Es läuft wohl immerhin schon mal stabil, wenn es dann noch irgendwann gut aussieht und insgesamt sich schnell anfühlt, dann ist die Software wohl auch reif für “mass market” – so ist sie es nicht.

Zurück zu Golem: Man erwähnt FSO nur ganz kurz:

Zudem ist eine dritte Firmware in Vorbereitung, die Spezifikationen von FreeSmartphone.org implementieren soll.

— Zitat golem.de

Man schreibt auch nicht, dass das Gerät Softwaretechnisch seitens OpenMoko auch noch nicht für “fertig” erklärt wurde – muss man ja auch nicht.

Klar, wenn man ein wenig recherchiert hätte, hätte man herausfinden können, dass der GTK-Stack OM2007.2 seit geraumer Zeit “deprecated” ist, über den man auf den ersten zwei von sechs Seiten berichtet. Man hat wohl recherchiert, sorry dafür – auch wenn es schade ist, das der Artikel das nicht über 10 zusätzliche Zeilen zeigt. Natürlich kann man sagen: “Das war drauf, also haben wir das mal gestestet.” Und es wäre bei normalen Geräten auch überhaupt nicht falsch. Aber bei einem offenen Projekt, bei dem sich die Software ständig durch die Community weiterentwickelt? Da sie noch nicht fertig ist, wie man an vielen Stellen im Netz lesen kann, wenn man des Englischen und der Bedienung einer Suchmaschine mächtig ist? Denn dann hätte hat man wohl man diesen Blogeintrag von Michael “Mickey” Lauer gefunden, der viel Licht ins Dunkel wirft. Hat man aber anscheinend nicht. Nein, sorry, das ist meiner Meinung nach Thema verfehlt. Das sollten selbst Journalisten hinbekommen. Aber anscheinend können die eh nur noch Agenturmeldungen abtippen – oder bei anderen Fehler abschreiben. Beziehungsweise: Copy and paste. Aber das kann heute auch jeder zweite Grundschüler.

Danach zeigt man immerhin einen vernünftigen Ansatz: “Ok, es ist ja ein Gerät, für dass es mehr als nur eine Software gibt, also, da gibt es noch QTopia. Ich kann an dem Review zu QTopia – genau wie an dem zuvor zum OM2007.2 Stack nichts kritisieren – die beschriebenen “Fehler” und Probleme existieren nun mal, etwa dass in beiden Stacks die virtuellen Tastaturen bestenfalls als suboptimal zu bezeichnen sind – was ein riesiges Problem darstellt, da man zwar über USB/Bluetooth eine Tastatur anschließen kann, aber: Liegt nicht bei, also müsste ein eventueller Enduser auch ohne klarkommen können. Und Dateneingabe ist einfach verdammt wichtig.

Dann folgt noch eine Beschreibung der Hardware, an der man kaum Fehler feststellen kann. Man hätte noch erwähnen können, dass der Grafikchip ziemlich nutzlos ist, aber: Da muss man mehr in die Tiefe gehen als nur Softwarestacks gehen – und irgendwie habe ich auch Verständnis, dass man für einen Artikel, der nur einen bestimmten Geldbetrag bringt, nicht wochenlang recherchiert, wenns kürzer geht. Effizienz und so, ich habe da schon Verständnis – ;-)

Abschließend dann noch folgendes:

Ein Linux-Smartphone für den Massenmarkt ist der Freerunner hingegen nicht. Wer als normaler Nutzer an einem Mobiltelefon mit Linux-Betriebssystem interessiert ist, sollte daher auf die ersten Android- und LiMo-Geräte warten und hoffen, dass diese benutzerfreundlicher sind.

— Zitat: golem.de

Das ist weitgehend richtig. Nur: Wieso auf die ersten LiMo-Geräte warten? Da gibt es doch schon was, sogar auf dem deutschen Markt. Siehe hier. Und so toll sind die nun auch nicht, hab ich gehört – aber geeigneter für Endanwender auf jeden Fall.

Also, Fazit, bevor ich mich hier selbst noch um Kopf und Kragen schreibe: Der Test wird meiner Ansicht nach der Sache nicht gerecht – man kann so ein Gerät nicht wie irgendeinen EEE-PC oder iPhone testen, da die Vorgänge im Hintergrund komplexer und öffentlicher geschehen, müssen sie meines Erachtens mitbeleuchtet werden.
Natürlich ist das nicht einfach. Aber vielleicht kann man ja, wenn FSO und ASU soweit sind, wie von mir oben beschrieben (stabil, einheitlich etc.) noch mal einen Test machen. Um den Besonderheiten des Neo FreeRunner etwas mehr gerecht zu werden. Würde man bei einem Prototypentest (weiter ist die Software nicht) ja auch tun. Und wird man wohl auch, siehe unten – das ist schön.

Disclosure: Der Autor interessiert sich seit langer Zeit für das OpenMoko-Projekt, ist von der Idee freier Software – nicht nur auf mobilen Geräten – begeistert und hat dem OpenEZX-Projekt ein (partiell defektes) Gerät gespendet.