Über den Krampf zu schreiben

Hier sitze ich nun, lausche Beethovens 9. Symphonie. Eben las ich noch etwas von Klaus Mann, der Tag war angenehm, im Allgemeinem, im Speziellen nicht zwingend, aber ich muss an dieser Stelle nicht näher ins Detail gehen.

Ich frage mich, ob ich dieses hier abtippen und veröffentlichen werde. ich habe zuletzt drei Skizzen von “Artikeln” angefertigt, eigentlich ausformuliert, teils auf Papier teils digital, so dass man nur noch auf “Publizieren” klicken müsste. Aber entweder ich mir gefallen meine Formulierungen nicht, der Inhalt scheint mir gar zu uninteressant, zu persönlich oder auch schlicht unfertig, zu undurchdacht etwa. Ich scheue vor der Hürde, zu veröffentlichen.

Wie ich feststelle, tritt das stärker auf, wenn ich meinen Namen für das hergebe, was ich da herausposaune. Ist eine Situation relativer Anonymität gegeben, achte ich zwar auf große Schnitzer, sprachlich wie inhaltlich, aber im Vergleich zu dem, was ich hier, für txtblog durchmache, ist es harmlos.

Gut, es gibt Ausnahmen, wenn ich etwa aus spontaner Wut etwas schreibe, bin ich oft kaum zu halten. Da fliegen die Sätze auf das Papier, den Tasten wird keine Ruhe gegönnt. Teilweise muss ich dann hinterher korrigieren, aber löschen – nein. Das nicht.

Andererseits: Man kann nicht über alles so schreiben. Ich kann mich nicht über alles aufregen, überhaupt geht das schlechter als noch vor einiger Zeit. Und es gibt Themen, über die ich mich zwar aufrege, bei denen ich aber starke Selbstzensur ausübe, über die ich mich nicht öffentlich – und schon gar nicht in Schriftform und unter dem eigenen Namen äußern würde.

Angenommen, ich hielte das Gespenst des Terrorismus für Humbug, wen ginge das an? Potenzielle Employées schon mal nicht. Oder was ginge es fremde Menschen an, wenn ich einen Monat an einem Brief an meine Exfreundin gearbeitet hätte, aber dann mit dem abgeschickten Ergebnis dennoch unzufrieden sein würde? Und wen ginge es etwas an, wenn ich schlecht dichten würde, dafür aber gern? Ich könnte diese Liste endlos fortführen (und auf Papier habe ich das auch getan), aber ich denke, der Gedanke ist klar. Und was bleibt da? Kultur – kulturelle Belanglosigkeiten, Technik – technische Belanglosigkeiten, Erlebnisse – erlebte Belanglosigkeiten? Und sonst?

Ich wüsste es zu gern, damit das schreiben, bzw. eigentlich das Publizieren nicht so ein Krampf wäre. Vielleicht ist das aber auch nur ein temporäres Problem. Wer weiß…