Es ist Krieg, wie immer. Es ist ja immer irgendwo Krieg. Viele Kriege werden von dem, was man hierzulande Weltöffentlichkeit nennt, sträflicherweise zu wenig beachtet. Momentan sehr stark in den Medien repräsentiert: Israels Krieg in Gaza.
Wie die Überschrift verrät, bin ich auch gegen diesen Krieg, ich beziehe Stellung, auch wenn es nicht sinnvoll sein mag: Krieg ist nun mal - aber das will ja wohl nicht in die Köpfe - nicht ultima ratio, sondern ultima irratio. Da ist es zuallererst mal unerheblich, wer den Krieg begonnen, was aufgrund der Dauer des Konfliktes ohnehin kaum noch festzustellen ist.
Nicht nur, dass die Zivilbevölkerung Gazas unter diesem Krieg sehr leidet, allein die Tatsache, dass es den regierenden Parteien Israels in Wahlkampfumfragen zu helfen scheint, zeigt die grandiose Verfehltheit dieser Sache. Auch wenn ich als steifer Pazifist Demokratie für das Beste halte, Übervölkerung als eines der Probleme unserer Zeit billige, reicht diese Billigung bei weitem nicht so weit, dass man Zivilbevölkerung töten darf, um Wählerstimmen zu fangen.
Von Seite der israelischen Verantwortlichen wird argumentiert, dass man diesen Krieg gewinnen müsse, dass man die Hamas vernichten müsse. Solche Worte von einem Ehud Barak zu hören, den ich vor Jahren bei meiner oberflächlichen Betrachtung der Dinge durchaus schätzte, schmerzt. Denn es sind nicht mal Worte blindwütigen Wahnsinns, sondern Worte allerbesten Irrsinns.
Wenn Israel wirklich den Terror gegen sich stoppen will, ist dieser Krieg, der Elend über so viele bringt, sicherlich die ganz falsche Methode, ist Elend doch gerade eine der Triebkräfte des Terrorismus. Man mag alle Verantwortlichen, alle Organisationsstrukturen der Hamas mit blutigster Hand ausradieren, es hilft doch nichts, da so viele durch ihr Elend nichts mehr zu verlieren haben, dass sie eben notfalls neue, unter Umständen gefährlichere Organisationen bilden.
Nein, wenn Israel auf diesem Weg Gaza zu einem Ort machen will, von dem keine Gefahr droht, muss es entweder die ganze Bevölkerung Gazas ausrotten (und danach so absperren, dass niemand (mit der Idee eines Staates Palästina sympathisierendes) sich dort mehr ansiedelt - oder nach dem Kriege in einer Geheimaktion das Gazaer Trinkwasser mit Drogen versetzen, die friedlich und gefügig machen.
Man mag den letzten Absatz gern für überspitzt halten, er ist es auch - aber so krankhaft die Idee der vollkommenen Ausrottung sich auch liest, ist die Idee dieses Krieges (und der meisten anderen Kriege). Der einzige Weg gegen eine weitere Radikalisierung ist, den Menschen Chancen zu bieten, die dafür sorgen, dass nur noch die, die ohnehin Fanatiker sind, den Rattenfängern der Hamas oder vergleichbarer Organisationen (ja, ich stimme der These zu, dass die Hamas, auch wenn sie demokratische Wahlen gewann aus Sicht Israels als terroristische Organisation gesehen werden muss). Chancen, Bildung, Wohlstand sind es, was das Gemüt merklich kühlen kann. Nur wenn man nichts zu verlieren hat, ist man potentieller Selbstmordattentäter. Der Krieg (noch stärker als die vorherige, m.E. ebenfalls grundfalsche Blockade) aber sorgt dafür, dass mehr und mehr (u.a. durch Tod/Verkrüppelung naher Verwandter) Menschen in Gaza das Gefühl haben werden, dass sie eh nichts zu verlieren haben.
Überhaupt, und da will ich kurz vom Momentanen auf das generelle Problem der Region kommen, halte ich nichts von der Zweitstaaten-Lösung. Es müsste Idealerweise für ein Ende der Gewalt m.E. zumindest zu einer Union von Israel und einem denkbaren Palästina (aus Westbank und eben Gaza) kommen, um eine Art Gefühl der Gemeinsamkeit kommen, noch besser zu einem laizistischem Staate. Das Ganze gepaart mit Wohlstand auf beiden Seiten könnte zu dauerhaften Frieden führen (der Ein oder Andere wird sagen, dass das eine Utopie ist, was ich nicht bestreiten will: Es muss aber dennoch keine Utopie bleiben!), auch wenn die Herstellung einer solchen Lösung wohl Dekaden braucht und vermutlich eine starke internationale Beobachtung (samt Schutztruppe), die beiden Parteien auch limitiert - mindestens was Waffen angeht (wenn jetzt jemand von "unrealisierbarer Utopie" spricht, bin ich fast geneigt, dem beizupflichten, da es eine internationale Ächtung von Waffen(-gewalt) braucht, die kein Papiertiger ist, was ganz und gar nicht wahrscheinlich erscheint).
Zuallererst muss aber dafür gesorgt werden und zwar mit aller Vehemenz (notfalls mit empfindlichen Sanktionen gegen Israel, die schon wegen des Einsatzes von geächteten "Dense Inert Metal Explosives" gerechtfertigt wäre), dass die Gewalt aufhört, bevor die Sache noch weiter eskaliert und es zu ernsthaften Riots in der Westbank und anderen Teilen der sog. "Arabischen Welt" kommt. Hier sind vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika gefragt, sich für das Wohlergehen ihres Verbündeten sich gegen diesen zu wenden.
Und wie dieses Textstück beenden? Moment, ich denke nach.
Hoffen wir das Beste! Und als Konsequenz: "Stop all wars!"