Als ich gestern im Fernsehen die Meldung "Aigner verbietet MON 810" sah, habe ich mich, das muss ich ganz ehrlich gestehen, gefreut. Der Nachsatz des ZDF-Nachrichtensprechers "Für den Hersteller Monsanto ist das ein schwerer Schlag" rief bei mir dann aber nur Kopfschütteln hervor.
Warum? Irgendwie meinte ich mich zu entsinnen, dass Monsanto ein globaler Konzern ist und der deutsche Agrarmarkt für Genmais kann eigentlich nicht so groß sein - solang aus dem deutschen Verbot nicht weitere folgen. Aber: Warum ist das dann ein "schwerer Schlag"?
Also machte ich eben mich ein wenig an die Google Sucheingabe, Recherche. Zuerst auf der Monsanto-Webseite, die es (wenn ich mich nicht verzählt habe) in Versionen für 61 Länder gibt. Also doch ein "Global Player". Ein Gentechnik-Unternehmen mit Gen-Freier Kantine.
Mein Gedächtnis ratterte fröhlich vor sich hin. Da war doch irgendwas mit Indien. Gut, suchen wir mal "monsanto indien".
Den ersten Treffer, ein Telepolis-Artikel ("Verbrannte Erde" von John Horvath) aus dem Jahr 1998, habe ich wohl nicht online gelesen - zumindest nicht bei seinem Erscheinen. Auch wenn ich es sehr empfehle, den Artikel selbst zu lesen, hier eine Zusammenfassung:
Monsanto ist weltweit mit biotechnischen Produkten im landwirtschaftlichen Bereich aktiv, rBGH das erste kommerziell vertriebene genmanipulierte Produkt. Tomaten, die den Geschmack bewahren, der Bacillus thuringiensis (Bt) und die Roundup Ready Baumwolle, die angeblich gegenüber dem Baumwollkapselkäfer geschützt ist, die Roundup-resistente Zuckerrübe, die Roundup Ready Sojabohnensamen und die Technik zur Herstellung von "Terminatorsamen", aus denen Pflanzen mit sterilen Samen entstehen, die nicht mehr keimen, gehören auch zur Monsanto Produktpalette.
"Das Ziel von Monsanto ist", wie ein Beobachter bemerkte, "die Nahrungskette zu monopolisieren."
--Zitat aus dem o.g. Artikel
Zudem produziert Monsanto auch Gifte, etwa das Herbizid Agent Orange, hinlänglich bekannt aus dem Vietnamkrieg, vermutlich verantwortlich für den Tod einer halben Million Menschen.
Das war 1998, und das war nur ein kleiner Auszug aus dem Artikel. Dann folgender Artikel von Umweltinstitut.org, aus dem Jahr 2004. Es geht darum, dass Monsanto sich indischen Weizen patentieren lassen hat (dem erfolgreich widersprochen wurde), was im Endeffekt Monsanto das Recht gegeben hätte, von allen Bauern, die Weizen mit ähnlichen Eigenschaften anbauen (ob von Mosanto oder nicht) Lizenzzahlungen zu fordern. Man nennt das Biopiraterie.
Schaut euch mal um, es dürfte klargeworden sein, das Monsanto kein Waisenknabe ist, sich nicht mit einem normalen Geschäftsgebahren begnügt, sondern stets versucht ist, noch mehr Geld zu verdienen, auch auf sittenwidrige Weise.
Wer sich jetzt fragt, warum ich das alles zusammentrage: Die Debatte um Gen-Food darf nicht nur eine ökologische Debatte sein, sie ist auch eine Soziale. Hier wird Geld mit dem Elend Anderer verdient.[1. Jetzt mag man sagen, dass das bei RTLII, 9Live und co. auch geschieht, richtig, aber nicht in einer solch existenziellen Form.]
Sollte es eine Debatte über die Firma mit dem wohlklingenden Namen geben, so wäre diese auch, nicht nur aus Arbeitsmarktgründen immer auch eine soziale, wenn sie richtig geführt würde.