Jochen Schmidt: Schneckenmühle

Die DDR, im Sommer 1989: Ein vierzehnjähriger Junge namens Jens aus Berlin-Buch darf zum letzten Mal in das Betriebsferienlager “Schneckenmühle” in Sachsen fahren. 14, kein leichtes Alter und 1989, kein normales Jahr für die DDR.

Wird er tanzen? Und wie macht man das? Und mit welchem Mädchen? Jens stellen sich viele Fragen, von der, warum es in der DDR keine Filter auf den Fabrikschloten gibt – das muss doch einfach sein, wie bei Zigaretten.

Jochen Schmidt, Schriftsteller, Übersetzer und Journalist, das sei vorweg gesagt, ist kein Unbekannter. Es handelt sich, glaubt man Wikipedia, bei Schmidt um seine 13. Veröffentlichung. ((für den Rezensenten war “Schneckenmühle” der erste Jochen Schmidt.))

Das merkt man auch, in durchweg positiver Hinsicht. Schmidt gelingt es, den Jungen Jens als glaubhaften Vierzehnjährigen zu erwecken. Die Sprunghaftigkeit der Gedanken, die Zweifel an der DDR, deren Unzulänglichkeiten wie nebenbei erzählt werden, die Angst vor den sich abzeichnenden Veränderungen der Zukunft – alles erzählt von einem aufgewecktem Vierzehnjährigen, dessen Humor und Tappsigkeit einen oft geradezu zum Lachen zwingen.

Nimmt man noch das selbst den Protagonisten überraschende Ende hinzu, lohnen sich die gut 200 Seiten für alle, die keine strikte Aversion gegen “Jugendfreizeitbücher” haben. Dies ist nicht nur eine ostdeutsche Fassung von Heinz Strunks “Fleckenteufel”, es ist das bessere Buch. ((Und “Fleckenteufel” ist auch kein schlechtes Buch.))

Jochen Schmidt: Schneckenmühle. Langsame Runde. Roman. 2013. 220 Seiten. C.H.BECK. ISBN 978-3-406-64698-0.
Leseprobe