Europawahlen

Die Wahlen sind gelaufen. Verrannt. Das erwartete Ergebnis ist eingetreten, wobei ich sagen muss, dass ich mich nur auf Deutschland konzentriert habe bei meinen Erwartungen – die ganze EU vorherzusehen, ist mir zu komplex.

Es ist ein Desaster für die sogenannten Linken Kräfte, diese Wahl. Die Propagandamaschinerie der Konservativen hat funktioniert – die Hitlersäge war durchschlagender als die Stalinorgel – um einen unangemessenes Bild zu zeichnen.

Es war zu erwarten, dass es so kommen würde. Die SPD, größte sogenannte Linke Partei Deutschlands, deren seit Dekaden fortwährender Rechtsruck in der Öffentlichkeit derzeit als Linksruck verkauft wird, was eine dreiste Lüge ist, hat im – ich nenne es mal Opelprozess – gezeigt, dass sie wirtschaftspolitisch keine Konzepte hat. So gesehen war die Abstrafung nicht unberechtigt. Der Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg, stets als eloquent bezeichnet, weil er nuanciell besser reden kann als sein Vorgänger, hat sozusagen recht behalten – und ja, auch wenn ich mich immer noch als links bezeichne, ich hielt das (von den Gewerkschaften nicht im Geringsten emanizipierte) Verhalten der SPD in dieser leidigen Opelseifenoper ebenfalls für falsch, auf eine sehr durchsichtige Weise. Schlechte Propaganda verdient gerechte Strafe, insbesondere wenn man mal überlegt, welche sozialen Verbesserungen mehr als ein Jahrzehnt SPD Regierungsbeteilungen gebracht hat – ungefähr gar keine.

Gehen wir über zur Linken, die zuletzt stumm wirkte – wie die Grünen zuvor. Die Linke, die in meiner Wahrnehmung sehr unterging – das ist logisch: Vor Wahlen hetzen bürgerliche Medien nun mal nicht gegen die wahren Gegner (wobei ich mir nicht sicher bin, ob Die Linke das wirklich ist) – denn Aufmerksamkeit führt durchaus mal zu Wählerstimmen – ein Übel, das es zu verhindern galt.

Wer jetzt erwartet, das ich von den Grünen anfange, irrt sich: Die Grünen sind nichts als eine zweite FDP – von der Basis und Industriespenden vielleicht abgesehen. Und erinnern wir uns: Die FDP ist eine Einknickerpartei, im Wahlkampf stets Bürgerrechte hochhaltend (um nicht nur vom Kapital gewählt zu werden) – aber dem großen Lauschangriff stimmte man Anno Dazumal dann doch zu. Ähnlich verhält es sich mit den Grünen, einer Partei gealteter Hippies und Möchtegernhippies, die außer ihrer ökologischen Seite genauso wegknickt – ich sage nur Jugoslawienkrieg. Unwählbar.

Zur CDU will ich nicht viele Worte verlieren, ein kleines Lob vielleicht: Man ist zwar inkompetent wie all die anderen, aber (auch wenn man vielleicht das Wählerpotential nicht voll ausschöpfte) dann doch ein Stück geschickter – mag aber auch an besserer Unterstützung durch die wahren Herrscher unserer Demokratie liegen – ich will mich da nicht festlegen – man merkt jedenfalls einen guten Anteil an PR-Profis in den eigenen Reihen, gleiches gilt für die FDP.

Inwiefern dieses Wahlergebnis ein Desaster ist, will ich noch nicht endgültig beurteilen – aber ich halte die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es so ist, für eher hoch. Denn wessen wirtschaftspolitische Ideologie hat in die Krise geführt, die nun eine Weltschuldenkrise werden wird, mit unabschätzbaren Auswirkungen auf die Freiheit des Einzelnen?

Ach, ich lasse es lieber. Ich möchte nur noch eins sagen: Ich halte diese Vergesellschaftlichung von Verlusten (bei gleichzeitiger Vereinzelung[1. der Begriff ist schlecht und ich weiß es] von Gewinnen) für eine neue Dimension des Kapitalismus – es ist die vollkommene Diktatur des Kapitals, eine moderne Sklaverei.
Offen gestanden: Ich kann nicht so viel kotzen wie ich gerne würde, da ich nicht unendlich viel fressen kann!