die wut der projektion

eines tages merkte herr k., dass ihm das essen nicht mehr so schmeckte, dass ihm sein leben nicht mehr gefiel und überhaupt.
er hatte nämlich entdeckt, das er selber voller misstrauen war, voller wut auf dies und das.
seiner freundin misstraute er so sehr, dass es ihn belastete, dass er schmerzen hatte in der seele und sich überlegte, dass es vielleicht besser wäre, wenn auch diese beziehung vorbei sei.

er wusste, dass er nicht viel grund zu misstrauen hatte, aber..

er heulte sich bei herrn d. aus. herr d. war sein freund, auch ihm traute er nicht hundertprozentig, aber er gehörte nicht zu den leuten, die kontakt zu den anderen leuten hatten, mit denen herr k. häufig umgehen musste – herr d. konnte also wenig schaden anrichten.
das war auch so und herr d. wollte auch keinen schaden anrichten, viel mehr empfand er mitleid, herr d. war zwar nicht das, was man einen menschenfreund nennt, aber er wusste nicht nur aus der theorie, was empathie ist. und auch wenn herr k., das hatte er ihm früher erzählt und herr d. auch schon selbst erfahren können, ein ziemliches schwein sein konnte, war er in diesem fall voller mitgefühl. denn herr k. war kein mensch vom typ allen dulles und auch kein berija oder „stalin“, auch wenn er leichte tendenzen dieser art zeigte.

er überlegte, während sie dasaßen und trübe bier schlürften oder soffen. dann sagte er zu herrn k., dass er nicht böse sein sollte, aber für ihn sähe das nach projektion aus: herr k. projiziere seine eigenen schlechten eigenschaften in leicht gesteigerter form auf seine umwelt.

das einzige was er tun könne, sei mit sich selbst ins reine zu kommen und sich weniger in sich zu vergraben, ehrlicher zu sein – der rest käme von alleine, die wut der projektion würde besänftigt.

ob es so geschah, bleibt offen.