"Der alte Hund bellt noch? WTF?" - Ja, der alte Hund bellt noch, die Medienmaschinerie läuft weiter, die Finanzkrise auch, nichts ist anders und doch ganz viel.
Eine weitere Woche hat heute ihr Finale, es ist Zeit für eine weitere Kolumne, denn der alte Hund bellt noch. Beißen vielleicht auch, aber das muss sich noch zeigen. Eine weitere Woche ist vorbei und wenn ich so spontan nachdenke, habe ich nicht den blassesten Schimmer, was passiert ist in der weiten Welt. Die letzten Tage waren wohl so egozentrisch, dass ich nichts mitbekam und das, was zuvor war vergaß.
Ich unterbreche für ein wenig Recherche.
Da gibt es die US-Wahlen, am 4.11., Obamamania in der deutschen Öffentlichkeit ist nicht vorbei - kein Wunder, der ist ja auch noch nicht Präsident und macht irgendetwas Unpopuläres (z.B. Krieg). Bei der ganzen Obama-Vergötterung in der deutschen Medienwelt (ich hoffe mal, dass es in den USA noch nicht ganz so einseitig ist, auch wenn diverse Zeitungen und Politgrößen ja bereits einseitig Stellung bezogen haben) möchte man fast sagen: "Ich glaube, Mc Cain wäre der bessere Präsident." - Kann man aber nicht wirklich, denn der Gute macht es einem wirklich sehr schwer.
Ansonsten baut der Bayernzirkus so langsam wieder sein Zelt ab und sperrt die Tiger zurück in den Tigerwagen. Die CSU "muss" mit der FDP regieren (ich denke mal, es gäbe schlimmeres als das, eine Koalition mit der FDP bietet der CSU schließlich große Profilierungschancen im Bereich Soziales), Seehofer ist der neue Übervater der CSU, FJS III sozusagen - nein halt, noch nicht, aber er hat gute Chancen es zu werden, wenn er nicht zu viele Fehler macht. Zumindest bessere Chancen, als Beckstein und Huber je hatten.
Dreht das eine Karussell nicht mehr so schnell, erhöht das Andere eben die Umdrehungszahl und macht die Musik lauter: Hessen. Frau Y. möchte es nun tatsächlich wagen, sich von der Linken tolerieren zu lassen und wer hätte es anders gedacht: Die größte Gefahr lauert (nach wie vor) aus den eigenen Reihen. Kindisch ist das und ich bin kurz davor, das fatal zu nennen, was da mal wieder an politischem Desaster droht. Aber gut: Die SPD ist eine Partei am Abgrund, an einem Abgrund zu dem sie sich als alte, rostige Tonne die an einigen Stellen seit geraumer Zeit Leck ist, selbst gerollt hat. Fraglos haben daran (jetzt mal nur meine unbedeutende Meinung) die "Schuld", die in den letzten Jahren die SPD dominiert haben und nein, Überraschung: Das war nicht die Parteilinke, der aber dennoch große Teile des Gesamtdesasters geschickt in die Schuhe geschoben werden. Die Frage ist so langsam aber sicher nicht mehr, ob die SPD in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwindet, sondern wann. Und das ist, bei allen ambivalenten Gefühlen dieser Vereinigung gegenüber, eine traurige Sache: Das sich eine Organisation mit so einer Geschichte so gehen lässt, so abdriftet von ihrer Basis.. Aber gut: Die politische Linke war in Deutschland wohl schon immer zerstrittener als die politische Rechte - was daran liegen mag, dass die Rechte mehr an Gehorsam glaubt - aber das sei nur so dahingestellt.
Dahingestellt sei auch - und das ist jetzt der Übergang - dass ich nun, wenn ich nach meinem Alter gefragt werde, eine um eins höhere Zahl angeben muss. Ein schöner Tag, wenn auch nicht alles so wie eigentlich gedacht, aber das Leben braucht auch mal überraschende Momente. Der Alkoholgestank meines geburtstagsmorgentlichen Atems war zum Glück nur von Bier geprägt, so dass ich, nachdem ich nach Party und darauf folgender kurzer Schlafphase (4:30-9:15) telefonisch "parental" geweckt wurde, keinen schnurrenden Kater hatte.
Der Tag dann, blauer Himmel, aber Hundskälte: Sitzen. Tee. Sitzen. Kochen. Essen. Sitzen. Schreibmaschine holen und die netten Wohnheimsmitbewohner (ich wurde sogar beschenkt!) in den Wahnsinn mit lauter, sinnloser Tipperei treiben: "Klack klack klack *Bing* *Ratsch* - und so weiter. Gedichtsproduktion, wie es sich gehört!
Dann Kaffee bei vertrauten Leuten, Aufheiterung nachdem die Stimmung abgesackt war, lecker Kuchen, nette Conversation. Den Abend ausklingen lassen - und vorbei der Ehrentag.
Egozentrisch könnte es weitergehen, man könnte immer so viel erzählen, wenn man denn wollte. Aber dann müsste man die Beiträge - nein, dann müsste ich die Beiträge durch ein Passwort schützen und das wäre auch kein Fortschritt. Jedenfalls, falls sich jemand Sorgen machen sollte: Es geht mir gut, auch wenn ich an meinem Geburtstag etwas enttäuscht wurde und ich weiß nicht, ob es mir nächsten Sonntag ebenfalls so gut geht: Ich hoffe es. Wenn es nicht so sein sollte, kann es sein, dass der alte Hund am nächsten Sonntag nicht nur bellt, sondern auch beißt.