Ich muss mich mal wieder entschuldigen für meine allgemeine Schweigsamkeit in schriftlicher Form, die in diesem Blog immer wieder ihren traurigen Ausdruck findet:Ich kann mich noch nicht mal überwinden, in einer losen Regelmäßigkeit einmal pro Woche zu schreiben. Ich bringe es nicht über mich. Ich sitze noch nicht mal mehr vor einem leeren Eingabefeld und suche nach Themen. Nein, ich habe Themen. Aber ich habe keine Lust, "Rauschen am Fliessband" zu produzieren. Ich will mich möglichst klar zu Themen ausdrücken, möglichst durchdacht - und wenn ich es dann über mich bringe, zu schreiben und dann auch noch das geschriebene hier zu veröffentlichen, dann ist es doch zumeist dennoch nicht so, dass ich damit zufrieden wäre. Nicht, dass ich unter die absoluten Perfektionisten gegangen wäre.
Es ist vielmehr so: Wenn ich früher eine News gelesen habe, sagen wir über eine neue Version einer Linux-Distribution, die ich mal irgendwann zuvor ausprobiert habe, dann habe ich darüber ein paar Zeilen geschrieben, vielleicht noch ein verwendbares Bild dazugesetzt und zack, "Publish!". Aber jetzt? Ich lese es und denke: Nun ja, aha. Aber ist das relevant? Ist das interessant? Habe ich dazu außer Allgemeinplätzen irgendetwas kundzutun? Und meine Antwort ist fast immer: Nein.
Oder sagen wir ich finde eine neue Band, also eine Band, die für mich neu ist. Dann hätte ich früher einfach ein paar Zeilen zusammengetippt, und zack, Blogpost. Aber jetzt? Zuletzt nahm ich mir kaum Zeit zum finden von Musik und selbst wenn, dann wird daraus meistens kein Blogpost. Ich denke nur noch: Hm, schön. Hörst du mal weiter rein, schaust, was es so auf YouTube dazu gibt. Das Eingabefeld aber ist nicht mehr so nah, wie es einmal war.
Nur woran liegt das? Liegt es daran, dass verwendete Blogsoftware immer fetter geworden ist? Vielleicht, teilweise fehlt es mir da an "simplicity", ich will nur mal kurz erwähnen, dass sich die Software etwa in einem Opera 9.5 unter Windows Mobile schnarchlangsam anfühlt, da sehr stark mit DOM und JavaScript gearbeitet wird - mit bezweifelnswertem Mehrwert für den Nutzer. Aber es ist natürlich nicht nur WordPress, es ist auch eine Änderung in meinem persönlichen Verhalten, glaube ich. Für diese Kolumne kann ich mich aufraffen zu schreiben (manchmal macht es sogar Spaß), für mein realitätsfernes "kreatives Schreiben"-Blog macht es wirklich Spaß hin- und wieder mal in die Tasten zu hauen, auch wenn es fast keiner liest, was wohl daran liegt, dass ich mich bei jenem Blog überhaupt nicht um Vermarktung kümmere, sondern nur semiautistisch für mich hin schreibe, ohne die große weite Welt zu beachten. Ähnliches gilt für mein Tech-Blog (auf dem ich über die CeBIT geschrieben habe, was ich eigentlich auch hier tun wollte), welches ich an dieser Stelle auch nicht verlinke da ich keine Lust habe, mir dazu Kommentare aus meinem privaten Umfeld anzuhören.
Ja, das ist vielleicht sowieso ein Recht entscheidender Punkt, der mich hindert, vielleicht sollte ich das hier an einem anderen Ort fortführen - ich habe in der letzten Zeit bereits mehrfach darüber nachgedacht - ich hoffe, "Damoklesschwert", dass du es mir nicht übelnimmst, wenn ich dich nicht beim Namen nenne, aber eins will ich dir sagen: Ich habe dich satt!
Aber lassen wir dieses Thema und gehen wir zum Thema des gestrigen und vermutlich auch heutigen Tages über, zu dem ich früher mit Leichtigkeit zwei bis drei "Artikel" rausgehauen hätte, voll mit Links quer durch Kleinbloggersdorf und dabei vermutlich ziemlich altklug. Aber jetzt sitze ich hier und frage mich, was man zu so einem Amoklauf, wie er in einer Kleinstadt in Baden-Württemberg, deren Name meinem Gedächtnis zum Opfer gefallen ist, geschah, sagen kann. Sagen darf. Sagen muss.
Ich hätte vielleicht geschrieben: "Es stimmt. Man kann wirklich alles außer hochdeutsch in Baden-Württemberg" - wenn ich einen makaberen Tag erwischt gehabt hätte. Ich hätte in jedem Fall versucht, meine Betroffenheit auszudrücken. Ein kleines bisschen Medienschelte? Immer gern.
So aber kann ich nur sagen: Es tut mir Leid für alle, die persönlich Betroffen sind - insbesondere Angehörigen von Opfern und Täter. Mein Mitleid ist bei ihnen und ich hoffe, dass sie eines Tages sich ihres Lebens wieder freuen können. Und ich will denen, die sich nun fürchten, auf die Straße herauszutreten sagen: Fürchtet euch nicht!
Ja, ich will mir in diesem Fall die vielleicht berechtigte Medienschelte schenken. Ich will mich gar nicht weiter mit dem Thema Amok auseinandersetzen. Es ist nicht meins und ich kann und will die Beweggründe nicht verstehen.
Eine weitere Veränderung: Ich versuche nicht mehr, mich mit allen Themen die mich am Rande ein wenig interessieren, zu beschäftigen.
Denn was bleibt ist doch nur Leere und Stille.