Wieder ist eine Woche vergangen und ich überlege mir wieder, statt einem ordentlichen Rückblick generelles Geschwafel anzubringen - wie letzte Woche.
Zwar ist Barrack Obama nun Präsident der USA, was schon zu viel allgemeiner Begeisterung geführt hat, nur noch getoppt durch die Begeisterung über seine ersten Amtshandlungen, etwa die Anordnung der Schließung Guantanamos oder die neue Website des Weißen Hauses, aber mal ganz im Ernst: So ein richtiger Begeisterungssturm will bei mir dennoch nicht losbrechen, wenn gleichzeitig in Pakistan Zivilisten umkommen.
Medial verfolge ich die Welt derzeit kaum, wer hat schon Zeit zum Fernsehen, wenn er zur Einschlafvorbereitung auch "Yes Minister" oder "Yes, Prime Minister" gucken kann. Dennoch hat die Aufregung über Oliver Pochers Stauffenberg/Tom Cruise-Persiflage mich erreicht und ich muss gestehen, dass ich diese nicht ganz verstehe. Mr Cruise wird man ja wohl noch auf die Schüppe nehmen dürfen und was den Herrn von Stauffenberg angeht, so besteht diesbezüglich ja in der letzten Zeit erhöhte Geschichtsklitterungsgefahr. Denn bloß weil jemand gegen Hitler war, ist diese Person ja nicht gleich Demokrat, nein, man muss noch nicht mal zwangsläufig Antifaschist sein.
Klar, man begibt sich damit in den "Was wäre wenn?" Bereich, in diesem speziellen Fall in den "Was wäre wenn das Attentat funktioniert hätte?", aber es ist in der historischen Forschung wenig umstritten, dass die Herren Putschisten nicht gerade vorhatten, einen demokratischen Staat zu errichten, eher eine Militärdiktatur. Man braucht sich dazu nur den Eid der Verschwörer zitieren, den Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit seinem Bruder ausarbeitete:
„Wir bekennen uns im Geist und in der Tat zu den großen Überlieferungen unseres Volkes, die durch die Verschmelzung hellenischer und christlicher Ursprünge in germanischem Wesen das abendländische Menschentum schufen. Wir wollen eine Neue Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern des Staates macht und ihnen Recht und Gerechtigkeit verbürgt, verachten aber die Gleichheitslüge und fordern die Anerkennung der naturgegebenen Ränge. Wir wollen ein Volk, das in der Erde der Heimat verwurzelt den natürlichen Mächten nahebleibt, das im Wirken in den gegebenen Lebenskreisen sein Glück und sein Genüge findet und in freiem Stolze die niederen Triebe des Neides und der Mißgunst überwindet.“
-- Quelle: Eberhard Zeller, Geist der Freiheit. Der 20. Juli. München 1963, S. 489 f, via: Wikipedia
Die Frage, ob aus den ganzen Plänen aufgrund der Kriegssituation etwas hätte werden können, schenke ich mir aber an dieser Stelle.
Weiter im Text. Die Finanzkrise, äh, Weltwirtschaftskrise. Ein leidiges Thema, ich weiß, hat etwas von einer Seuche, die jede Woche schlimmer wird, egal wie groß die Milliardensummen sind, die bewegt werden. Fast möchte man sich die Frage erlauben, ob es nicht besser wäre, die Stimmung bis ins Bodenlose fallen zu lassen und dann zu versuchen... Das Problem ist nur: Es geht dabei ja ganz real um menschliche Existenzen, nicht nur um Zahlen. Und ob man aus einer weltweiten Massenarbeitslosigkeit so einfach wieder heraus kommt, ist eine Frage, die nicht allzu einfach zu beantworten ist. Und das ist wohl auch der Punkt, an dem die Politik ansetzen muss: Verhinderung von Elend, möglichst auch Verhinderung von Arbeitslosigkeit - aber nicht um jeden Preis. Börsenkurse werden wohl die nächsten 3 Monate tendenziell weiter fallen, wage ich mal zu unken. Wer also Kapital hat, hat die Möglichkeit, sich in der Krise ein Imperium aufzubauen. Ja, es gibt immer Gewinner. Die Einen verlieren ihre private Altersvorsorge, die Anderen schaffen sich ein formidables Auskommen.
Die Systemfrage, auch wenn man derzeit in vielen, vorwiegend linken Publikationen davon liest, wird jedoch, da bin ich mir sicher, nicht ernsthaft (also so, das Folgen daraus resultieren würden) gestellt werden. Da kann Kenneth E. Boulding noch myriaden mal mit seinem Ausspruch
"Anyone who believes exponential growth can go on forever in a finite world is either a madman or an economist."
zitiert werden, ändern wird das nichts.
Das klingt jetzt vielleicht zynisch, aber es ist nicht so gemeint, es ist vielmehr eine Feststellung: Mit (ver)ängstlichen Menschen, visionsfreien, aalglatten Politikern und Medien, die so sind, wie sie sind, kann man keine Veränderungen herbeiführen, insbesondere nicht, wenn es keiner will.
Überhaupt, zu große Umwälzungen sind aufgrund ihrer Eigendynamik und der oft mit ihnen einhergenden Gewalt keine in irgendeiner Art erstrebenswerte Handlungsalternative. Ein neues Geldsystem hingegen, etwa ein Zentralbanksystem nach den Vorschlägen Keynes'[1. scrollen bis "Die Alternative von Keynes"], wäre vielleicht eine gute Veränderung - aber wie gesagt: Ich glaube nicht an Veränderungen.
Man wird also sehen, wozu sich diese Weltwirtschaftskrise auswächst. Das sie das "end of the world as we know it" darstellt, halte ich für nicht unmöglich, aber doch höchst unwahrscheinlich. Es wird wohl auch noch nicht der Untergang der derzeitigen Hochkultur sein.
Gut, ich denke, das reicht für diese Woche ;)