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Die Welt und ich (12): Magenschmerzen

Keine Sorge, meine Magenschmerzen sind nicht zu schlimm, sie sind in erster Linie metaphorisch. Wieso? Wie sich das äußert? Darauf will ich in der ersten Ausgabe dieses Geschreibsels im neuen Jahr eingehen. In gewisser Weise kein Wochenrückblick.

Lange keine Ausgabe dieser "Kolumne", hm? Zunächst hatte ich keine Zeit, dann am darauffolgenden Sonntag keine Lust und in der Zeit danach gab es diese technischen Probleme, die einfach nur ein Jammer sind. Wenn wenigstens die Domain txtblog.tk hundertprozentig das tun würde, was ich von ihr erwarte: Aber nein, setzt man ein www davor, bekommt man nur Fehlermeldungen - und für eine endlose Analyse fehlt mir derzeit leider die Zeit. Überhaupt: Warum kann ein Provider, den man bezahlt, nicht die Leistung einer vernünftigen Uptime bieten? Donnerstag funktionierte "txtblog.de" mal wieder kurzzeitig, ich erträumte mir schon die Rolle rückwärts, den Wechsel zurück.

Aber lassen wir diese technischen Probleme. Sie führen dazu, das man andere Probleme kaum wahrnimmt, da man keine unbeschränkte Aufmerksamkeit hat. Und man sollte versuchen, Probleme wahrzunehmen, so frustrierend das auch sein mag. Jedenfalls ist das meine Ansicht.

Probleme, die man nicht wahrnimmt, kann man nicht lösen, da sie subjektiv gar nicht existent sind. Auch wenn im Umkehrschluss gilt, dass man sich keine Probleme einbilden sollte: Vielleicht kann man hier ein Zitat in den Raum werfen:

The greatest enemy of knowledge is not ignorance, it is the illusion of knowledge.

-- Stephen Hawking (Quelle)

Wenn man also davon ausgeht, was ein Gedanke ist, der mir sehr gefällt, da ich darin mein vor Jahren formuliertes Ideal "alles hinterfragen"[1. Ein Ideal, welches sehr weit geht: Nehmen wir an, das nie jemand hinterfragt hätte, dass die Erde eine Scheibe ist. Wir würden es wohlmöglich noch heute glauben. Wenn man so will, wendet sich "alles hinterfragen" gegen jeden Glauben und strebt dazu, diesen durch Wissen zu ersetzen.. (womit eine Definitionsfrage unabwendbar ist)] wieder zu finden glaube, dann muss man sich unter anderem Fragen, wie es zu dieser Wissensillusion kommt. Die simpelste Antwort ist: Bequemlichkeit. Die nächste ist: Undurchführbarkeit. Tatsächlich ist anzunehmen, dass man nicht zu allen Themen großartige Quellenanalysen durchführen kann: Dazu dauert die pure Lesezeit zu lang. Während man ein Buch liest (sagen wir mal, es ist ein Buch zu einem hypothetischen Thema, zu dem es drei wichtige Werke gibt, die alle je 1000 Seiten umfassen), so ist während man die ersten drei Kapitel nur gelesen hat, schon wieder so viel neues Geschehen, das man, nur um "up to date" zu bleiben, sich neu informieren muss, dann die konsumierten Informationen bewerten muss: Wichtig, unwichtig, fragwürdig, weniger fragwürdig. Unnötig zu erwähnen, dass man dabei zwangsläufig Fehler macht.

Dieses Faktum ist es, welches dazu führt, das es Experten gibt (und geben muss). Was dann aber wieder zu Problemen führt: Experten sind vom Irrtum nicht ausgenommen (und es ist dem Konstrukt Mensch eigen und auch der Gesellschaft, dass es nicht immer einfach ist, diese zu zu geben), was insofern fatal ist, da jedenfalls die Experten, die fortwährend in den Massenmedien auftreten eine große Meinungsmacht besitzen und durch blindes Vertrauen hier leicht Wissensillusion entstehen kann. Das brutalste: Es ist im Allgemeinen falsch, hier etwa manipulative Absichten zu unterstellen, denn bei vielen Themen ist auch die Wissenschaft nicht unfehlbar und es kommt im Kommunikationsprozess leicht dazu, das Thesen zu "Wahrheit" transformiert werden. Das allerbrutalste: Niemand kann von sich behaupten, dass ihm solche Fehler niemals unterliefen.

Ich will ein wenig vom hohen Ross herunterkommen und versuchen ein Beispiel zu finden, wobei ich bezweifele, dass mir das wirklich gelingen wird. Ich will ein Beispiel aus einem Thema suchen, bei welchem ich mich anschicke, so etwas wie ein Experte zu werden, ein wirtschaftliches Beispiel also. Ich will bewusst versuchen mich kurz zu fassen.

Man hat in den medialen Debatten der letzten Wochen viel argumentiert, es müsse eine Staatsausgabensteigerung her, um den (so die wissenschaftliche Argumentation im Modell der keynesianischen Makroökonomik) Ausfall unternehrmerischer Investitionsnachfrage zu kompensieren, damit das Volkseinkommen nicht sinkt. Das Modell, nach dem dieses einen wunderbar großen Effekt hat und mit dem argumentiert wurde, ist aber das IS/LM-Modell, ein Fixpreismodell für die geschlossene Volkswirtschaft. Schauen wir uns nun aber das Deutschland der Realität an, so sehen wir ein Land, welches stark von seinen Exporten abhängig ist (ob das nun eine Folge verfehlter Politik ist, oder nicht ist in diesem Fall völlig egal), Teil einer Währungsunion ist (in einem Weltsystem flexibler Wechselkurse) und in dem es offensichtlich keine fixen Preise gibt. Und in diesem System sind die angestrebten Multiplikatoreffekte (die aus der Staatsausgabensteigerung vereinfacht gesagt eine sinnvolle Investition machen) deutlich geringer.

Sprich: Die Argumentationsbasis ist ziemlich hinfällig. Man mag anführen, das "nicht-Experten" komplexere, passendere Modelle nicht verstehen würden, was ich für ein Gerücht halte, da ich (und ich bin mir vollkommen bewusst, dass das eine These ist, eine Meinung und nicht etwa Wahrheit) davon ausgehe, dass Menschen mit ihren Aufgaben wachsen (was dann bedeuten kann, dass wenn man die Menschen nur mit zu vereinfachtem Blödsinn konfrontiert, sie irgendwann tatsächlich nichts komplexes mehr verstehen). Man könnte auch anführen, dass überhaupt fraglich ist, inwiefern man Theorien auf die Praxis übertragen kann (wobei man dann die Annahmen hinterfragt) - in diesem Fall, wie in den meisten anderen ist das aber müssig, da man vielfach Thesen empirisch untermauert hat, und sich zudem die Frage stellt, wonach man denn handeln soll, wenn nicht nach besten Wissen und Gewissen.

Aber zurück zur Wissensillusion. Was wir nicht alles zu wissen glauben. Etwa das es Terror gibt und dieser eine reale Gefahr ist, gegen die man Vorkehrungen treffen muss. Was die Empirie widerlegt, ist zumindest, dass Terror eine große Gefahr für unsere Leben ist. Das ist, nebenbei bemerkt, die Argumentationsbasis für Anti-Terror-Maßnahmen. Hm, ich drohe mich zu verlaufen. Ich wollte auf noch etwas anderes heraus, das Expertentum betreffend.

Die Gefahr, sich auf seinem Fachgebiet zu versteifen. Dadurch, dass man sich lange, mit nur einem Gebiet beschäftigt, besteht die reale Gefahr, andere, für einen Problemlösungsprozess notwendige Gebiete außer Acht zu lassen, und sei es nur dadurch, dass man sein eigenes Gebiet als sehr wichtig ansieht - was nun nicht verwerflich, sondern menschlich ist (Achtung, auch das ist wieder nur eine meiner Thesen). Soll man deswegen keine Experten mehr ausbilden, in einer Welt, deren Komplexität (immerhin angeblich) Universalgenies unmöglich macht?

Nein. Es reicht vollkommen aus, dass ein Bewusstsein da ist, auch zu versuchen, auf anderen Feldern nach Lösungsansätzen zu suchen, etwa im Austausch mit anderen Experten. Und das wäre etwas, was geschult werden sollte, was in keiner Ausbildung fehlen sollte - und sei es nur, damit ich weniger Magenschmerzen habe. Dazu dann noch bitte den Grundsatz, nicht zu leicht etwas als gegeben zu akzeptieren, also das, was ich "alles hinterfragen" nenne.

Ich wäre so glücklich.