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Die Welt und ich (11): Keine Weihnachtsstimmung

Achtung: Diesmal ein wenig länger!

Es weihnachtet sehr, rundherum, überall: Bei mir nicht so wirklich. Irgendwie kommt die Stimmung nicht so auf, ich bin weder materiell noch geistig eingestimmt - wobei: War ich das in den Jahren zuvor denn? Nun, materiell schon - zu mindestens im letzten Jahr, aber geistig maximal eine Nuance mehr.

Man darf Katastrophen eben nicht absolut sehen, sondern muss (ja, ich sage muss) gelegentlich auch mal relativieren. Zu mindestens persönliche Katastrophen, denn sonst, liebe Freunde, kriegt man den Kopf kaum noch aus dem Rumtopf Sand. Das ist meine Erkenntnis des gestrigen Tages und verdammt, sie ist hart erwandert.

Überhaupt, gestern, - und da kann ich kurz mal überleiten - gestern saß ich in einer Kneipe, besuchte einen Wohnheimskollegen, der dort seit kurzem arbeitet, trank friedlich eine Cola an der Bar. Nun muss man sich diese Kneipe nicht so wie einen trendigen Club vorstellen, oder gar wie eine stylische Bar (juhu, zwei der ätzendsten Adjektive in einem Satz), sondern eher wie eine klassische Eck-Kneipe, in der immer die gleiche Nachbarschaft zu Besuch ist - so in etwa ist das hier, und da es im heimischen Projensdorf wenig klassische Stadtbebauung gibt, die Eckkneipen ermöglicht, ist es dennoch keine Eckkneipe.Nur eine Einmannkneipe, was hier in SH heißt: Es darf geraucht werden.

Jedenfalls, wenn du da sitzt, dann wirst du hin und wieder unfreiwillig in irgendwelche Gespräche eingebunden, in denen es in etwa zu solchen Sätzen kommt: "Gut, dass ich noch eine klassische Rente habe, der ganze andere Kram fliegt ja gerade auseinander" - was soll man da sagen, außer zustimmen?

Wobei ich persönlich ja sagen muss, dass ich diese Krise an sich nicht allzu ernüchternd finde. Als ich vor über einem Jahr studienbedingt erstmals diesen ganzen Anlageformen auf den Grund ging, wunderte ich mich bereits sehr, wie das wohl gut gehen soll, dass man irgendwelche unsicheren Schulden in Pakete steckt und daraus dann angeblich sichere Anlagen formt.

Mittlerweile weiß man, wozu das alles geführt hat - und es ist nicht wirklich abzusehen, wozu das noch führen wird, nur eines:

Es wird sich am Gesamtkonzept nichts ändern. Die politischen Parteibucheliten, die in der Bildungspolitik bekanntlich seit Jahren (oder sogar Jahrzehnten) fleissigst an der vollkommenen Rückverdummung der Menschheit arbeiten, scheinen ihre eigenen Thesen so ernst genommen zu haben, dass es absolut kein Potenzial für einigermaßen haltbare Alternativkonzepte zu dem gibt, was die Weltfinanzmärkte (und unter Umständen auch noch die restlichen Märkte) in die Situation geführt hat, die nun existent ist. Nein, man bedient sich reiner Budgetpolitik, redet von Steuersenkungen, an denen es genug Zweifel anzubringen gibt bezüglich der ökonomischen Wirksamkeit - und die (ebenfalls rückverdummten bereits in den letzten Jahren oft an kritischer Distanz mangelnden) Presseerzeugnisse dieser Republik tragen in das größtenteils mit - von daher ist keine nennenswerte Gegenbewegung zu erwarten.[1. Immerhin wurde kürzlich anlässlich H. Tapperts Tod ordentlich Derrick im Fernsehen gezeigt. Nur als Beispiel, worüber ich mich mittlerweile beim deutschen Fernsehen schon freue.]

Alles wie in den letzten Jahren, sozusagen. Als ob der Unsinn noch nicht reichen würde.

Genauso verhält es sich auch mit diesem Rückblick, der Unsinn reicht noch nicht, ich habe das Gefühl noch weiterschreiben zu müssen. Nur über was? Nun, vielleicht das verwässerste Buzz-Word der Politik dieses Jahrzehnts: Terror[2. Bitte lesen, was Monsieur Valin vom Spreeblick dazu schreibt.]. Da gab es kürzlich - Dienstag - bei fefe eine Meldung über einen "Sprengstoffanschlag" ohne Zünder. Das wurde dort als Warnung gewertet. Ich wette - genau wie fefe - darauf, dass man das in Deutschland glatt als Terroranschlag oder sonstwas vermarktet hätte - diese Bahn- und Sauerlandbomber waren ja auch nicht viel mehr. Aber gut: Es wirkt ja, manche Menschen in unbescholtenen Kleinstädten haben dann am Ende Angst vor Terrorismus.[3. Und finden dann am Ende noch so ein BKA-Gesetz gut. Aua.] Wenn das nicht so unendlich traurig wäre, man könnte sich drüber zu Tode lachen. In Frankreich ist natürlich auch nicht alles Sahne, man denke nur mal an Nuklearenergie. Aber dennoch, ich sollte vielleicht tatsächlich mal wieder an meinem français arbeiten.

Womit ich dann noch einen Vorsatz für 2009 hätte. Aber zu den Vorsätzen kommen wir nächste Woche, wenn es dann ganz in Ordnung ist, nicht in Weihnachstimmung zu sein.

Bis dahin frohe Feiertage (beziehungsweise gutes Durchhaltevermögen.)