„Der Wolkenatlas“ von David Mitchell

This is a short comment on the novel “Cloud Atlas” by David Mitchell. I´ve read the german translation, thus I did my “review” in german as well.

Cloud Atlas

igb

Ich schreibe über dieses Buch, weil ich mir vorgenommen habe meine Freizeitbeschäftigungen bewusster zu verarbeiten. Eigentlich würde ich lieber nicht über dieses Buch schreiben, denn es ich habe es in der deutschen Übersetzung gelesen, was, wenn man bedenkt, dass ich die englische Sprache doch immerhin leidlich beherrsche, fast ein Verbrechen ist. Aber gut, in der Buchhandlung war das Buch nicht auf Englisch vorrätig und das bestellen des Originals, ein gar nicht mal so langwieriger Prozess, wollte ich nicht auf mich nehmen, denn ich kaufte es doch nur aufgrund der Empfehlung einer hübschen Buchhändlerin, die mir erzählte, dass dieses Werk von David Mitchell eines ihrer Lieblingsbücher sei – nachdem wir uns etwas über die sich doch stark ähnelnden Geschichten von Paul Auster und außerdem über Dostojewski ausgetauscht hatten. Wäre ich geistesgegenwärtiger gewesen, hätte ich das Buch auf Englisch bestellt, dann hätte ich eins, zwei Tage später das Buch abholen können, aber gut, war ich nicht, und so habe ich das Buch nun auf Deutsch gelesen, was auch nicht so schlimm war, nein, sogar eine Recht gute Erfahrung.

Mitchell, ein Doktor der vergleichenden Literaturwissenschaften, hat in dieses Buch mehrere Erzählstränge eingearbeitet, die sich sprachlich so stark in ihrem Stil unterscheiden, dass er die Handlungsstränge auch ohne Probleme hätte stärker durchmischen können. So aber beginnt das Buch als Tagebuch einer beruflicher Pazifikreise eines Notars aus San Francisco namens Adam Ewing, setzt sich 1930/1931 als Briefsammlung des – gleichfalls fiktiven – bisexuellen Komponisten Robert Frobisher fort, geht danach in einen in den 1970er Jahren in Kalifornien spielenden Kriminalroman fort, dessen Hauptprotagonistin Luisa Rey heißt und Journalistin ist, um anschließend weiterzuführen über den mutmaßlich in der Jetzt-Zeit des Buches in England lebenden Verleger Timothy Cavendish, in die Zukunft. Die Zukunft, das bedeutet einen Ortswechsel in die Konzernokratie Korea, in der wir die protokollierte Lebensgeschichte des Aufgestiegenen Bedien-Klons Somni 451 erfahren, um dann den Gipfel zu erklimmen mit der Geschichte des Zachry, der sich zu den Talleuten von Big I., Ha-Why zählt, und in einer Zeit nach dem „Untergang“ lebt, als Ziegenhirte – die Sprache ist entsprechend reduziert, wirkt geradezu archaisch. Nach dem Gipfel (Zachry erklimmt nebenbei denselbigen des Mauna Kea) folgt der Abstieg, wir erfahren einiges über die Göttin der Talleute, Somni, die kurz darauf wieder selbst in der Protokollaufzeichnung zu Wort kommt, es geht weiter mit Cavendish, bis man schließlich wieder bei Ewing auskommt – welcher die innerste Puppe dieser Matroschka darstellt.

All diese Erzählstränge sind mit den ihnen vorangehenden verknüpft, mal über Personen, mal einfach als Geschichte – man könnte auch sagen, dass die Matroschken leicht transparent sind. Die Verweise mögen teilweise zwar etwas konstruiert erscheinen, ein wiederkehrendes Motiv sind kometenförmige Muttermale – aber insgesamt fühlt man sich als Leser nicht so sehr in einem elaborierten Machwerk gefangen, dass man deswegen das Buch weglegen würde, denn es bleibt spannend (und wird spannender, etwa durch Vorgriffe auf die Fortsetzung des vorangehenden Handlungsstrangs, die neugierig machen).
Ein gutes Buch. Worum es nun aber in diesem geht, will ich nicht in Gänze darlegen, nur so viel: Es geht um Lebensfragen. Mehr vielleicht dann, wenn ich das Buch auch noch im Original gelesen habe. Das Buchcover des Originals ist auch viel schöner.

RECOMMENDED (for lazy readers) : Cloud Atlas (novel) at en.wikipedia.org